SENSORIAL SYMPHONIES

TOURING PACK

Im Auftrag der Théâtres de la Ville de Luxembourg
Uraufführung – Herbst 2025, Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg

Sensorial Symphoniesein neues choreografisches Projekt von Elisabeth Schilling, Associate Artist an den Théâtres de la Ville, vereint die emotionale Kraft von Sergej Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 2 mit einer tiefgreifenden Untersuchung unserer Verbundenheit mit der Natur und der in ihr enthaltenen Weisheit. 
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Sensorial Symphonies schafft ein choreografisches Werk, in dem die Pflanzenwelt im Mittelpunkt steht: Wie entwickeln sich unsere Emotionen in einer post-humanen, sich ihrer Implosion bewusst werdenden Welt, die sich von unserer Zugehörigkeit zur Natur abkoppelt? 
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Diese künstlerische Erkundung ist sowohl zeitgemäß als auch zeitlos, denn sie befasst sich mit den dringenden aktuellen Problemen der Umweltzerstörung und der Entfremdung von der natürlichen Welt, und setzt sich zugleich mit dem ewigen menschlichen Streben nach emotionalem Bewusstsein und Ausdruck auseinander. 
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Aus musikalischer Sicht soll Rachmaninoffs Klavierkonzert Nr. 2 in einer eigens dafür komponierten Klangpartitur verankert werden, die ausschließlich aus von der Pflanzenwelt stammenden oder von ihr inspirierten Klängen besteht. Die Bewegung und die choreografische Idee laden zum Eintauchen in eine Welt multisensorischer Erfahrungen ein, die von der Pflanzenwelt inspiriert sind. Gefeiert werden die Phänomene der gegenseitigen Abhängigkeit, der wechselseitigen Symbiose und der Überschwänglichkeit der Formen, Gerüche und Texturen der Natur.
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Sensorial Symphonies ergründet die Verbundenheit aller Lebensformen und nutzt Musik, Tanz und die natürliche Welt, um eine Geschichte zu erzählen, die über die herkömmlichen menschenzentrierten Sichtweisen hinausgeht. Durch die Verbindung der emotionalen Tiefe von Rachmaninows Musik mit der subtilen Komplexität des Pflanzenlebens bietet dieses neuartige Werk einen radikalen Wahrnehmungswandel, der zu einer tieferen, einfühlsameren Beziehung mit unserer Umwelt führen könnte.

SKALEN

Mittelgroß:
7 Tänzer
4 Musiker auf der Bühne
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Das Stück ist verfügbar mit oder ohne Live-Musik.
Ein technischer Rider kann im Laufe der Entwicklung des Stücks zur Verfügung gestellt werden.
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Dauer: 1h

IM GESPRÄCH MIT ELISABETH

Wie kann man sich die Beziehung zwischen Tanz und Musik vorstellen?
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Es sind keine anderen Kunstformen enger miteinander verbunden als Tanz und Musik – auch heute wird keine künstlerische Verbindung so tiefgehend untersucht wie die Koexistenz, die Verflechtung, oder gar das Ineinanderfließen, von Tanz und Musik. Ich verallgemeinere hier jetzt bewusst sehr stark, aber allgemein gesehen spielte in früheren Zeiten das Ballett eine bloße Begleitrolle für die Musik. Der Tanz imitierte in der neoklassischen Periode die Musik, indem er ihre Linien nachzeichnete und sie mittels tanzender Körper plastisch werden ließ.
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Wo verortest du deine Arbeit in Bezug auf diese Idee?
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Meine Absicht ist es nicht, die Musik im Tanz zu reproduzieren, denn für mich ist der Tanz keine bloße Ergänzung zur Musik, ganz im Gegenteil: ich empfinde ihre Verbindung als eine vielschichtige Gegenseitigkeit, und gehe diese aus verschiedenen Blickwinkeln an, wissenschaftlich wie auch emotional, textural wie auch rhythmisch. Was ich in diesen unterschiedlichen Bereichen suche, sind Inspirationsfunken, aus denen sich Bewegungen entwickeln können.
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Bei der Entwicklung meines ersten Gruppenprojekts HEAR EYES MOVE. Dances with Ligeti (eine choreographische Interpretation von Györgi Ligeti’s 18 Klavieretüden) im Jahr 2020, ließ ich mich, genau wie Ligeti selbst, von den rhythmischen Strukturen aus den Bereichen der Physik und Mathematik inspirieren. Gleichzeitig, wollte ich meine eigene Identität im und durch den Tanz entwickeln, um eben nicht bloß choreographisch das nachzuahmen, was die Musik tat, sondern eine Bewegungsidentität zu entwickeln, die mit der Partitur gleichberechtigt ist. Ich sah Musik und Tanz als voneinander unabhängig und doch miteinander verflochten, auf einer komplexen und delikaten Bewegungssprache beruhend.
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Man könnte sagen, dass ich Ligetis Kompositionsmethode durch den Tanz nachgeahmt habe, indem ich den Dingen erlaubte, sich gegenseitig zu magnetisieren und zu konvergieren, sich zueinander hinziehen zu lassen, in Anlehnung an die Netzwerktheorie, die Chaostheorie, komplexe Systeme, Handlungen und Folgen.
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Können Tanz und Choreographie auf einer abstrakteren Ebene betrachtet werden?
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Ich unterscheide in meinem Arbeitsprozess zwischen zwei Stadien. Erstens gibt es meine wissenschaftliche Forschungsarbeit, für die ich musikalische Partituren lese, Kompositionen, rhythmische Strukturen und Melodien analysiere, und mich zudem mit dem Leben des Komponisten wie auch mit seinen Inspirationsquellen vertraut mache. All dies trägt zu meinem eigenen Arbeitsprozess bei. Zweitens gibt es dann die abstraktere Ebene des Tanzes und der Choreographie, die durch eine wortlose Sprache erlangt wird. Die Musik erfasse ich durch eine Art emotionales, choreographisches Hören, das auf persönlichen, kreativen Assoziationen beruht. Ich höre Texturen und lasse Bilder vor meinem inneren Auge entstehen, und plötzlich sehe ich Dinge, wie zum Beispiel einen Baum, der sich im Winde wiegt, oder jemanden, der durch ein offenes Fenster davonfliegt.
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Ich versuche also, die Tänzerinnen und Tänzer zusammenzubringen, um sie auf Bilder oder Assoziationen aus der Natur reagieren zu lassen. Ich fordere sie auf, sich ihren Körper als Spiegelung auf dem Wasser, als Blätter im Wind oder als vertrocknetes Sonnenblumenfeld vorzustellen, und dabei ihren menschlichen Körper zurückzulassen und stattdessen zu Elementen zu werden.
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Dieses choreographische Konzept hast du bereits in einem vorherigen Projekt, Florescence in Decay, entwickelt.
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Ich habe Florescence in Decay 2022 anhand von Musik der zeitgenössischen Komponistin Anna Meredith entwickelt. Dieses für neun Tänzerinnen und Tänzer konzipierte Werk vertiefte meine choreografische Untersuchung der Beziehung zwischen Musik und Tanz, eine Beziehung, die ich in enger Zusammenarbeit mit der musikalischen Komposition als eine sehr detaillierte, komplexe und wechselwirkenden zu verstehen lernte.
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In diesem Werk untersuchte ich Themen wie Zyklizität, natürliche
Wandlungsprozesse und unser Konzept des Sonnenjahres. Es ist ein Stück, das die Welt der Pflanzen aus einer kosmologischen Perspektive wiedergibt und sich auf unsere intrinsische Verbindung mit der natürlichen Welt konzentriert, zu der wir Menschen gehören und von der wir uns nicht völlig trennen können. Mir schwebte so etwas wie eine Vergrößerung vor, ein umfassendes Konzept unserer Beziehung zu Lebewesen. Ich wollte eine wachsende und blühende Blume tanzen, die dann von einer Kuh gefressen und anschließend verdaut wird.
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Auf der Bühne habe ich seit HEAR EYES MOVE versucht, dies als Beziehung zwischen Körpern darzustellen, die sich zwar nicht physikalisch berühren, durch den Tanz aber dennoch ausdrücken, welche Auswirkungen sie aufeinander haben. Dreht sich einer von ihnen um, drehen sich die anderen mit ihm. Sie tanzen sozusagen im Kanon und nicht im Gleichklang. Dieselben Bewegungen überschneiden sich, in ihrer Abfolge, Wirkung und Konsequenz miteinander verbunden. Jede einzelne Geste wirkt sich auf das System als Ganzes aus. Das ist ein wichtiges Stilmittel in meiner Arbeit geworden.
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Du arbeitest zurzeit auch an einem neuen Projekt mit Rachmaninow’s Musik—dieses Projekt ist noch viel weitreichender.
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Auch wenn sie manchmal als Kitsch eingestuft wird, habe ich mich in Rachmaninow’s Musik verliebt. Ich liebe Rachmaninow’s schillernde Virtuosität, obschon sie einem die choreographische Umsetzung seiner Werke erschwert. Ich finde, dass wir im zeitgenössischen Tanz zu große Angst vor starken Emotionen haben, zu wenig bereit sind, uns ihnen zu stellen. Außerdem wollte ich mich unbedingt einem großen Komponisten widmen. Ich lese und höre viel Musik, und nachdem ich diesen Wunsch lange gehegt habe, habe ich nun endlich den Mut aufgebracht, meine Forschung über die Wechselbeziehungen zwischen Rhythmus, Texturen und der Welt der Pflanzen anhand von Rachmaninow’s Musik zu vertiefen.
Allerdings möchte ich es nicht allein bei seiner Musik belassen. Für dieses Projekt möchte ich Rachmaninow’s Klavierkonzert Nr.2 in c-Moll mit einem neuen Auftragswerk der zeitgenössischen Klangkünstlerin und Musikerin Alexandra Duvekot kombinieren. Duvekot arbeitet seit 2021 mit Pflanzenklängen, seitdem sie gelernt hat, dass die faszinierenden Klänge, die Pflanzen selbst erzeugen, zudem verstärkt werden können.
Indem wir diese zwei augenscheinlichen Gegensätze miteinander
verbinden, wollen wir Rachmaninow’s dreiteiliges Klavierkonzert in und um Duvekot’s zeitgenössische Komposition für Pflanzenklänge verwurzeln, und somit die polyphonen Naturklänge mit der Virtuosität des Solo-concertos vereinen. Dies wird hoffentlich einen ästhetischen Kontrast zwischen dem Zeitgenössischen und einem Klassiker der westlichen Musik herstellen. 
Auch bei Rachmaninow scheint das gesamte Konzert aus dem Samen von drei einzelnen Tönen zu keimen, aus denen die gesamte Melodie wie eine Pflanze wächst.
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Für mich geht es darum, ein wirklich emotionales Ereignis zu schaffen, etwas, das so intensiv, überschwänglich und ungestüm ist wie die Natur selbst, mit ihren Düften und Formen, ihrer Dunkelheit und unglaublichen Schönheit. Statt Kunst (und Kultur) von der Natur zu trennen, verbinde ich ihre gleichartigen Eigenschaften und setze den Tanz auf Augenhöhe mit einer philosophischen Erforschung der Pflanzenwelt. Bei einem Waldspaziergang spüren wir die von Pflanzen und Bäumen ausgehende Energie, und ich möchte, dass die gleiche Energie auch vom Tanz ausgeht, im Tanz sozusagen das Gefühl von Baumrinde vermitteln. Ich stelle mir choreografische Sequenzen vor, die die Gestalt von Pflanzen annehmen und so die sensorische Einigkeit der Natur auf die Bühne bringen.

KONZEPTENTWICKLUNG

Gefühl und Umwelt – eine Symbiose
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Im Mittelpunkt von Sensorial Symphonies steht die Erforschung der symbiotischen Beziehung zwischen menschlichem Empfinden und der natürlichen Welt. Diese Symbiose spiegelt nicht nur eine biologische oder ökologische Wahrheit wider, sondern auch eine tiefe emotionale und spirituelle Verbindung, die die Menschen seit jeher mit der Natur teilen – eine Verbindung, die durch das moderne Leben und die drohende Gefahr eines ökologischen Zusammenbruchs und existenzieller Unsicherheit zunehmend belastet wird.
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Rachmaninows 2. Klavierkonzert und der choreographische Ansatz
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Elisabeth ist zutiefst fasziniert von Virtuosität und der einer  musikalischen Komposition innewohnenden emotionalen Wirkung – Elemente, die in der heutigen Welt des Tanzes und der Musik ein wenig in Verruf geraten sind. In ihrem Bestreben, die Ausdrucksmöglichkeiten des Tanzes neu zu definieren, strebt Elisabeth danach, die bestehenden choreografischen Vorgaben für die Vermittlung von “Emotionalität” in Beziehung zu solch virtuosen und romantischen Partituren durch den zeitgenössischen Tanz in Frage zu stellen und aufzulösen. Ihre Absicht, den Überschwang von Rachmaninows Musik aus einer zeitgenössischen Perspektive zu erforschen, ist nicht nur eine Erkundung der wesentlichen Eigenschaften dieser Musik, sondern ein Versuch, neu zu definieren, was Emotionen im Tanz heutzutage vermitteln können.
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Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 2 ist ein Meisterwerk der Romantik. Es zeichnet sich durch seine liebevolle Resonanz, lyrische Melodien und technische Virtuosität aus, Qualitäten, die Elisabeth eine reiche inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Werk ermöglichen. Die Herausforderung besteht darin, diese “Emotionalität” – die so eng mit den Ausdrucksidealen der Romantik verbunden ist – in eine Form zu übersetzen, die beim heutigen Publikum Anklang findet. Elisabeths Ansatz suggeriert eine Abkehr von der direkten Darstellung von Emotionen hin zu einer nuancierteren, abstrakteren Interpretation, welche die Vielschichtigkeit und Fluidität moderner Gefühlslandschaften widerspiegelt. 
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Da sie in ihren früheren Arbeiten bereits mit komplexen Kompositionen gearbeitet hat, z. B. mit Werken von György Ligeti, Johann Sebastian Bach und Anna Meredith, hat Elisabeth umfangreiche Erfahrungen mit der choreografischen Interpretation anspruchsvoller Musik. Ausgehend von dieser Erfahrung interessiert sie sich für das Werk Rachmaninovs als Fortsetzung ihrer bisherigen Tätigkeit als Choreografin. Da Rachmaninov ein Komponist der Spätromantik ist, möchte sie eine zeitgenössische Perspektive auf diese Musik in der Choreographie schaffen: eine neue ‘Emotionalität’ in komplexen Formen.
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Diese neue Emotionalität ist in Elisabeths Vorstellung weniger definiert, nicht starr: Sie ist vielmehr “formlos”, “ständig wechselnd”, “metamorphosierend” und entzieht sich damit der herkömmlichen, uns bekannten Definition menschlicher “Gefühle”.
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Rachmaninow’s 2Piano Concerto & eine eigens dafür komponierte Partitur aus Pflanzenklängen
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Pflanzen erzeugen Klänge in Frequenzen, die für das menschliche Ohr
unhörbar sind: ihr Wachstum und die Art, wie sich ihre Wurzeln in der Erde ausfächern, ihr Sauerstoffaustausch mit der Luft, ihre Kommunikation mit anderen Pflanzen und Tieren, und ihr Aufstaugen und Verteilen des Grundwassers. Pflanzenklänge können als Kommunikationsmittel verstanden werden, und es scheint, als reagierten Pflanzen auf den menschlichen Lebensraum.
Die mitwirkende Komponistin Alexandra Duvekot arbeitet seit 2012 in ihrem “Plant Orchestra” mit dem Klang von Pflanzen. In Sensorial Symphonies soll Rachmaninovs dreiteiliges Klavierkonzert in einer eigens hierfür mit Pflanzenklängen komponierten Partitur verwurzelt, umgeben und umhüllt werden. Die Integration von Pflanzenklängen in die neue Kreation neben Rachmaninovs Klavierkonzert Nr. 2 schlägt eine Brücke zwischen der Natur und dem menschlichen Ausdruck durch Musik und Tanz. Dieser Ansatz erweitert nicht nur die auditive Palette der Aufführung, sondern führt auch eine tiefgreifende thematische Ebene ein, die die Verbundenheit aller lebenden Dinge erforscht.

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Zusammen mit Rachmaninovs Klavierkonzert Nr. 2 werden Pflanzenklänge in die neue Kreation integriert, um die Trennung von Natur und menschlichem Ausdruck durch Musik und Tanz zu überbrücken. Dieser Ansatz bereichert die auditive Palette der Aufführung, und führt zudem eine tiefgreifende thematische Ebene ein, welche die Verbundenheit aller Lebensformen erkundet.
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Dieses neuartige Werk umfasst drei Ebenen:
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1. Als Grundlinie, das klangliche Erlebnis, sich im Inneren einer Pflanze zu befinden 
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Die Grundstruktur vermittelt dem Publikum die akustische Empfindung, sich im Inneren einer Pflanze zu befinden – etwa in einem Baum, einer Wurzel, einer Hagebutte oder einer Blumenknolle – eine einzigartige und eindrucksvolle akustische Entdeckungsreise. Aufgrund der Frequenzunterschiede ist der tatsächliche Klang im Inneren dieser natürlichen Strukturen für den Menschen nicht wahrnehmbar, aber
moderne Technologie sowie die künstlerische Interpretation können diese Lücke schließen und ein von diesen Phänomenen inspiriertes Erlebnis schaffen.
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2. Lauschen Sie den Stimmen der Pflanzen 
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Durch die Integration von Pflanzenklängen in die Performance entsteht ein Gefühl der Unmittelbarkeit und Unvorhersehbarkeit, das das Konzept unterstreicht, dass Pflanzen aktive Teilnehmer an ihrer Umgebung sind. Auf dieser Ebene verdeutlicht sich die Dynamik zwischen Mensch und Pflanze, eine oft unbemerkte Form der Kommunikation und des gegenseitigen Einflusses.
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3. Interpretation natürlicher Texturen, inspiriert durch die Bewegungen der Tänzer 
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Indem sie akustische Instrumente einsetzt, um die Texturen und Bewegungen der natürlichen Welt zu interpretieren, die von den Tänzern inspiriert wurden, verbindet die dritte Ebene die organischen Klänge der Pflanzen mit dem menschlichen Element der Performance. Diese Ebene fungiert als Bindeglied zwischen der Pflanzen- und der Menschenwelt, wobei die Bewegungen der Tänzer die musikalische Interpretation der natürlichen Prozesse direkt beeinflussen. So wird die wechselseitige Beziehung zwischen Mensch und Natur hervorgehoben, wie sie sich gegenseitig inspirieren.
 
Pflanzenklänge und der choreografische Ansatz: von der Pflanze über den Tanz zur Komposition 
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Wie lassen sich von Pflanzen inspirierte Bewegungen entwickeln? Welche Bewegungsideen entstehen, wenn Formen, Düfte und haptische Erfahrungen der Pflanzenwelt in den menschlichen Körper übersetzt werden? Wie kann die sich mit Pflanzen befassende zeitgenössische Philosophie choreografische Ideen inspirieren? Auf welche Weise können Phänomene der Pflanzenwelt – wie Verwurzelung, Blütenbildung, Wachstum und Verwesung – choreografische Bilder inspirieren? Wie können wissenschaftliche Erkenntnisse über die Kommunikation von Pflanzen tänzerische Bewegungsverhältnisse inspirieren? 
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Die choreografische Erkundung wird von diesen Fragen angetrieben, sowie von weiteren Forschungsthemen, wie zum Beispiel das textuelle Zusammenleben mit Pflanzen, die Wechselbeziehung zwischen dem Körper einer Pflanze und dem des Menschen, und was es bedeutet, ein aus mehreren Körpern bestehender Organismus zu sein. Im Tanz möchte Elisabeth ein Ökosystem erschaffen, in dem die Performer miteinander verbunden, also nicht frei, sondern voneinander abhängig sind. Sie passen sich einander kontinuierlich an und leben im permanenten Wandel, nie als Einzelwesen, sondern immer durch einander.
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Hat Elisabeth in der Vergangenheit oft Choreografien anhand einer bereits bestehenden Partitur entwickelt, möchte sie nun gemeinsam mit der Komponistin Alexandra Duvekot erforschen, inwiefern sich die Musik vom Tanz aus komponieren lässt. Da Elisabeth selbst über weitreichende musikalische Kenntnisse verfügt, ist sie besonders daran interessiert, komplexe rhythmische Strukturen zu schaffen und eine Vielfalt von Texturen hörbar werden zu lassen. Alexandra und Elisabeth sehen Musik und Tanz als in einer komplexen und ineinandergreifenden Beziehung zueinander, die vielfältiger ist als eine bloße akustische Untermalung des Tanzes.
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Zum Schluss…
Sensorial Symphonies erforscht und erzählt die Geschichte unserer Verbindung mit der Natur anhand von Musik, Tanz und Pflanzen, und transzendiert dabei die traditionellen, auf den Menschen bezogenen Sichtweisen. Indem es die emotionale Tiefe von Rachmaninovs Musik mit der subtilen Komplexität des Pflanzenlebens verbindet, schlägt dieses neue Werk eine radikale Veränderung der Wahrnehmung vor, die eine tiefere, einfühlsamere Beziehung zu unserer Umwelt fördern könnte.