LECTURE PERFORMANCE

Premiered at Lapsody Festival, TEAK, Helsinki Finland (2013)

Grenzverschiebungen dreht sich um die Allgegenwart dessen, was man als den Bereich des Diagrammatischen bezeichnen kann. Dies meint jedoch nicht allein jene Bild-und-Text- Komplexe, die uns alltäglich als Diagramme erscheinen, sondern vielmehr die Formen der diagrammatischen und graphischen Verfasstheit des Denkens und Wahrnehmens im Allgemeinen. Wir produzieren ständig Synthesen zwischen dem Sinnlichen und dem Intelligiblen, die uns als Orte der Erfahrung und des Experimentierens dienen, ob es sich um Weisen der Beweisführung wie den aristotelischen Syllogismus, um ontologische Analogien wie Platons Höhlengleichnis, um wissenschaftliche Darstellungen oder um die momentan so populären Infographiken handelt.

Im Rahmen der Präsentation wird sich unsere Aufmerksamkeit nach einer Erläuterung der theoretischen Grundlagen der Diagrammatik-Forschung besonders dem künstlerischen Umgang mit dem Diagrammatischen widmen, da das Problem des Ausdruck besonders in den darstellenden Künsten und der Musik, nicht zuletzt aber auch in der Literatur eines der wesentlichen Probleme darstellt. Wie lässt sich das Unsagbare fixieren. Wir werden hierzu einerseits einen Überblick über klassische Beispiele diagrammatischer Darstellungen präsentieren (man denke beispielsweise an John Cages berüchtigte Notationen), andererseits aber auch mit Blick auf Tanz-Scores ganz praktisch fragen, wie der Prozess der Synthese zwischen Sinnlichkeit und Intellekt sich in der Übersetzung vollzieht.