Botanical Beats

8. März 2025 – Botanical Beats Workshop

Mai – September 2025 – Community Garden

Mai – September 2025 – Creation of Dance Films

26. Juni 2025, 12h30 – 13h30 – Offene Probe

5. Juli 2025, 14h00 – 16h00 – Offener Tanzworkshop

23. September 2025, 18h30 – Offene Probe – Behind the Scenes

27. September 2025 – 02. Oktober 2025 – Ausstellung – Foyer Grand Théâtre

Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Pflanzen und ihrer Geschichten! Wir laden Sie herzlich ein, Teil unseres außergewöhnlichen Projekts Botanical Beats zu werden. Dieses Rahmenprogramm begleitet das Bühnenstück Sensorial Symphonies der Choreographin Elisabeth Schilling, das Tanz, Musik und Natur zu einer beeindruckenden Einheit verschmelzen lässt. Die Premiere findet im September 2025 an den Théâtres de la Ville de Luxembourg statt.

8. März 2025 – Erzählen Sie uns Ihre Pflanzen Geschichte

Warum stehen Rote Rosen für Liebe? Wieso gelten Eichenbäume als Sinnbild der Weisheit? Warum sind Glockenblumen als Feentelefone bekannt? Fast jede Pflanze hat eine Geschichte: eine persönliche, wie der Apfelbaum im Garten, den man zur Hochzeit geschenkt bekam, oder eine kulturelle, wie der Rosmarin, der in der Ethnobotanik die Rose Mariens symbolisiert, der Ahorn, unter dem jeder Streitfall geregelt werden soll, die Lilie als Totenblume. Mit Botanical Beats wollen wir diese Geschichten – Ihre ganz persönlichen Geschichten zu der Pflanzenwelt – sammeln und zu einem künstlerischen Gemeinschaftswerk verweben.

Erzählen Sie uns Ihre Pflanzen-Geschichte!

Zusammen mit dem Schriftsteller Ian de Toffoli laden wir Sie zu kreativen Workshops ein, die an verschiedenen Orten wie dem LAM Luxembourg, der Fondation Pescatore und auch für ein breites Publikum offen stattfinden. Dabei stellen wir Fragen wie:

  • Welche Pflanzen spielen in Ihrem Leben eine besondere Rolle?
  • Gibt es Blumen oder Bäume, die Ihnen viel bedeuten, und warum?
  • Haben Sie eine Lieblingsblume, die Sie seit Jahren begleitet?

Die Workshops bieten jedoch weit mehr als die Möglichkeit, eigene Geschichten zu teilen. Gemeinsam tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Pflanzen: Elisabeth Schilling, die seit zwei Jahren intensiv zu Vegetalität und deren kulturellen Prägungen forscht, teilt spannende Einblicke in ihre Recherchen. Wussten Sie etwa, dass Pilze Steine sprengen können? Oder dass Pflanzen Grenzen ignorieren und Meister des Reisens sind? Gemeinsam entdecken wir, wie Symbiosen zwischen Pflanzen das Leben auf der Erde erst ermöglichen – und welche Lehren wir daraus für unser eigenes Leben ziehen können.

Mai – September 2025 – Community Garden

Von Pflanzen inspiriert: Kunst und Gemeinschaft

Die gesammelten Geschichten und Inspirationen werden die Grundlage für einen eigens gestalteten Garten, den der Service des Parcs in der Ville de Luxembourg realisieren wird.

Dance Films:

Der Schriftsteller Ian de Toffoli bringt die gesammelten Erzählungen zu Papier. Diese Geschichten werden dann mit jungen TanzkünstlerInnen Luxembourgs geteilt werden, die beaufragt werden daraus einen Tanzfilm zu machen. Diese Geschichten und auch die Tanzfilme werden Teil einer Ausstellung im Foyer des Grand Théâtre sein, die Aufführungstage von Sensorial Symphonies (27. September – 2. Oktober 2025) umrahmt.

 26. Juni 2025, 12h30 – 13h30 – Offene Probe

Pflanzentanz: Die Kunst, pflanzliche Texturen in Bewegung zuübersetzen und Ihre eigene grüne Choreografie zu erschaffen

Unter der Leitung der Choreografin Elisabeth Schilling laden wir Sie ein, die choreografischen Prozesse und tänzerischen Erkundungen hinter der Entstehung von Sensorial Symphonies am eigenen Körper zu erfahren. Tauchen Sie ein in ein einzigartiges tänzerisches Abenteuer und entdecken Sie die faszinierende Welt der Pflanzen in Bewegung. Erleben Sie pflanzliche Temporalität, Texturalität und Dezentralisierung aus neuen, ungewohnten Perspektiven – mit allen Sinnen!

Probe für die Mittagspause: Machen Sie eine Pause und tauchen Sie ein in die Welt des Tanzes und der Bewegung, wenn wir in dieser einmaligen Mittagspause eine von Pflanzen inspirierte Choreografie erkunden.

Anmeldung: mameier@vdl.lu

23. September 2025, 18h30 – Offene Probe – Behind the Scenes

Besuchen Sie uns bei den offenen Proben: Ein kleiner Blick hinter die Kulissen!

Wir laden Sie ein, den kreativen Prozess bei unseren offenen Proben für Sensorial Symphonies in Aktion zu erleben.

Ein Blick hinter die Kulissen: Treten Sie hinter den Vorhang und erleben Sie die Kunstfertigkeit und die Vorbereitung, die SensorialSymphonies zum Leben erwecken, nur wenige Tage vor der Premiere!

Anmeldung: mameier@vdl.lu

HINTERGRUND

Blumensymbolik im ethnobotanischen Kontext Inspiriert von Wolf-Dieter Storl, Sandra Lawrence, Alison Davies

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Seit jeher tragen Pflanzen tiefgründige symbolische Bedeutungen in sich, die in Mythen, Ritualen und dem alltäglichen Leben verwoben sind. Kulturenübergreifend beobachteten die Menschen die besonderen Eigenschaften der Pflanzen – ihren Duft, ihre Farbe, ihre heilenden Kräfteoder den Ort ihres Wachstums – und ordneten ihnen spirituelle odermetaphorische Bedeutungen zu. Diese Erzählungen, die über Generationen hinweg weitergegeben wurden, prägen noch heute, wie wir zu Blumen stehen.

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Heidnische Wurzeln der Pflanzensymbolik in Europa

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Im vorchristlichen Europa galten Pflanzen als lebendige Ausdrucksformen göttlicher Kräfte, eng verbunden mit den Jahreszeiten, Fruchtbarkeitsritualen und Schutzzeremonien. Blumen und Kräuter waren nicht bloß Zierde; man glaubte, sie trügen die Essenz von Göttern und Geistern in sich und fungierten als Vermittler zwischen der menschlichen und der übernatürlichen Welt.

Unter den Kelten und germanischen Stämmen wurden bestimmte Pflanzen mit mächtigen Gottheiten in Verbindung gebracht. Die Eiche war beispielsweise Thor und Taranis, den Donnergöttern, heilig, da sie häufig Blitze anzog und so eine direkte Verbindung zwischen Himmel und Erde symbolisierte. Der Mistel, die auf Eichen wuchs, wurde wegen ihrer magischen Eigenschaften besonders in druidischen Ritualen geschätzt –dort wurde sie mit goldenen Sichelern geerntet, um Schutz und Heilung zubringen.

Auch Blumen verfügten über ihre eigenen, reichen Bedeutungen. Veilchen, die früh im Frühling erblühen, galten als Boten der Erneuerung und als Zeichen der Rückkehr des Lebens nach der Winterstarre. In dergriechisch-römischen Tradition wurden sie mit Persephone, der Göttin der Unterwelt, in Verbindung gebracht und symbolisierten den Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt. Ebenso standen Mohnblumen, mit ihren leuchtend roten Blütenblättern und beruhigenden Eigenschaften, für Schlaf, Träume und den Übergang ins Jenseits – sie fanden Verwendung in Begräbnisritualen und in Mythen, die mit den Göttinnen Demeter und Nyx assoziiert wurden.

In der germanischen Mythologie war die Rose eng mit Freyja, der Göttin der Liebe und Schönheit, verbunden. Ihre Dornen und zarten Blütenblätter spiegelten die doppelte Natur der Liebe wider – Freude und Schmerz, Leidenschaft und Verlust. Noch vor dem Einfluss des Christentums wurden wilde Rosen und Weißdorn in Fruchtbarkeitsfeiern und als Schutzamulette eingesetzt, häufig geflochten zu Mittsommerkränzen oder Brautkränzen.

Eine weitere hoch symbolische Pflanze war der Rosmarin, der in zahlreichen antiken Kulturen als Kraut des Gedächtnisses und desSchutzes bekannt war. In der römischen und griechischen Tradition wurdeer in Reinigungsritualen verbrannt, von Trauernden bei Beerdigungengetragen und in Liebeszaubern verwendet. Der Glaube, dass Rosmarin dasGedächtnis stärkt, beeinflusste seinen späteren Einsatz in mittelalterlichen und Renaissance-Zeiten als Symbol der Erinnerung an die Verstorbenen und als Zeichen der Treue in der Liebe.

Eines der beständigsten heidnischen Blumenthemen war die Lilie, lange bevor sie mit der Jungfrau Maria assoziiert wurde. In der griechischen und römischen Mythologie verband man sie mit Hera und Venus, wodurch sie sowohl göttliche Mutterschaft als auch Sinnlichkeit verkörperte. Ihre Fähigkeit, sowohl in wilden Wiesen als auch in kultiviertenGärten zu gedeihen, machte die Lilie zu einem Symbol der doppelten Natur der Natur – wild und zugleich nährend, ungezähmt und dennoch schützend.

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Christliche Übernahme der Blumensymbolik

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Mit der Ausbreitung des Christentums in Europa wurden viele dieser blumigen Assoziationen durch eine christliche Brille neu interpretiert. Anstelle von Fruchtbarkeitsgöttinnen oder Erdgeistern wurden Pflanzen nun mit biblischen Figuren, Heiligen und religiösen Tugenden in Verbindung gebracht. Diese Transformation löschte die früheren Bedeutungen nicht aus, sondern formte sie in einen neuen spirituellen Kontext um.

So wurde die Rose, einst Freyja und Venus geweiht, zur Rosen der Maria – einem Symbol für Reinheit und göttliche Liebe. Einer christlichen Legende zufolge entsprangen weiße Rosen aus den Tränen der Jungfrau Maria und verfärbten sich zu Rot, um das Opfer Christi zu symbolisieren. Ebenso entwickelte sich die Lilie, die früher mit Fruchtbarkeitsgöttinnen verbunden war, zum Emblem für Marias Keuschheit.

Der Rosmarin, der in heidnischen Reinigungsritualen verbrannt wurde, soll laut Überlieferung blau geworden sein, als Maria ihren Mantel darauflegte – eine Bezeugung seiner neuen Verbindung zu Schutz und Hingabe. Trotz dieser christlichen Umdeutung blieb seine heidnischeAssoziation mit Erinnerung und Treue erhalten, weshalb er bis heute bei Beerdigungen und Hochzeiten Verwendung findet.

Obwohl das Christentum neue Bedeutungen auferlegte, verschwanden heidnische Traditionen nie vollständig. Viele blumige Bräuche blieben im Volksglauben lebendig, wobei christliche Erzählungen mit älteren Ritualen verschmolzen. Maikränze, Mittsommerblumenkränze und selbst die weihnachtliche Stechpalme sowie der Mistelzweig tragennoch heute Spuren der alten Ehrfurcht vor Pflanzen in sich.

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Ein bleibendes Erbe

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Trotz kultureller und religiöser Veränderungen bleibt die Sprache der Blumen tief in der menschlichen Ausdrucksweise verankert. Die rote Rosesteht nach wie vor für Liebe – so wie sie einst den Anhängern Freyjas galt–, und der Rosmarin dient weiterhin der Erinnerung, wie es bereits in alten Begräbnisritualen der Fall war. Diese alten Geschichten, neu interpretiertund fortgetragen, erinnern uns daran, dass Pflanzen weit mehr sind alsbloße Dekoration – sie sind Symbole der menschlichen Erfahrung, dieVergangenheit und Gegenwart miteinander verbinden.

Vom Wald zur Kultur – Die Trennung von der Natur, die Entstehung der ‚Kultur‘

Nach Wolf-Dieter Storl

Nach dem Ende der Eiszeit wurden die offenen Tundren von dichten Wäldern überwachsen. Die Menschen, die in diesen Landschaftenverblieben, mussten sich anpassen: Die Großwildjagd wich der mühsamen Jagd auf scheue Waldbewohner wie Rehe und Wildschweine. Da die Jagd weniger Ertrag brachte, wurde das Sammeln von Wurzeln, Früchten und Samen immer wichtiger.

Mit der Zeit kehrten die Menschen zu denselben Lagerplätzen zurück. Hierfanden sie immer mehr ihrer bevorzugten Pflanzen, denn verschüttete Samen wuchsen im nährstoffreichen Boden, der durch Asche, Kot und Abfälle angereichert war. Der Schritt zur bewussten Kultivierung war klein: Erste Gruppen begannen, den Boden aufzuritzen und Grassamen gezieltauszusäen. So wurden aus umherziehenden Sammlern sesshafte Bauern, die feste Häuser bauten, Tiere hielten und Vorräte anlegten –die neolithische Revolution begann. Die ersten Dörfer waren winzige Inseln in einem endlosen Meer aus Bäumen. Jahrtausende später, im Mittelalter, war der Wald noch so dicht, dass ein Eichhörnchen von Dänemark bis Spanien springen konnte, ohneden Boden zu berühren. Die ersten Bauern rodeten Flächen mit Feuer undgeschliffenen Steinäxten, doch ihre Felder verloren nach einigen Jahrzehnten ihre Fruchtbarkeit, sodass sie weiterzogen und erneut Waldniederbrannten.

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Die Hecke – Grenze zwischen Kultur und Wildnis

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An den Übergängen zwischen Siedlung und Wald entstand eine Randzone– die Hecke. Dornige Sträucher wie Brombeeren, Schlehen, Weißdorn und Wildrosen sowie schnell wachsende Gehölze wie Holunder und Hasel bildeten eine natürliche Barriere. Sie schützte das Weidevieh, hieltRaubtiere fern und diente als Zaun. Je mehr die Tiere daran knabberten, desto dichter wurde die Dornenwand, bis sie ein und urchdringliches Gehege bildete.

Doch die Hecke war mehr als nur ein physischer Schutz – sie war aucheine metaphysische Grenze. Innerhalb lag das kultivierte, vertraute Land, außerhalb begann die bedrohliche Wildnis. Hinter der Hecke lebten nichtnur wilde Tiere und umherstreifende Jägergruppen, sondern auch dieWesen der alten Glaubenswelt: Geister, Kobolde, Trolle und die launischen Elfen, die den Menschen mal wohlgesonnen, mal gefährlich sein konnten.

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Der Wald – einst Heimat, nun Bedrohung

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Für die Jäger und Sammler vergangener Zeiten war der Wald ein Ort der Einheit mit der Natur, belebt von Tiergeistern und Gottheiten. Für die Bauern aber wurde der Wald zur fremden, unheimlichen Wildnis. Die Baumriesen wirkten bedrohlich, die Dunkelheit verhieß Gefahr. Die Göttin, einst verehrt als Hüterin der Tiere und Toten, wandelte sich zur fruchtbaren Erdmutter – doch mit ihr kamen Schuldgefühle. Die Menschen hatten den Wald niedergebrannt, die Erde aufgerissen und ausgebeutet. Opfer warennötig, um ihre Gunst zu gewinnen. So brachte die neolithische Revolution nicht nur eine neue Wirtschaftsweise, sondern auch eine neue Sicht auf die Natur. Die Welt spaltete sich in zwei Bereiche: das geschützte Kulturland innerhalb der Hecke und die ungezähmte, furchteinflößende Wildnis jenseits davon. Diese Trennung prägte das Denken der Menschen – und hallt bis heutenach.